IVM Performance September 2021
Am 13. September stellte der europäische Industrie-Verband ACEM zentrale Ergebnisse einer neuen Wirtschaftsstudie vor. Die Studie von Oxford Economics zeigt, dass die Motorradbranche in der EU und Großbritannien etwa 389.000 Arbeitsplätze sichert – durch die Produktion von Fahrzeugen, Teilen und Zubehör sowie persönlicher Schutzausrüstung. Auch Großveranstaltungen, Sportevents und Reiseaktivitäten tragen hierzu bei.
Die Studie hat ergeben, dass die Motorradbranche allein im Jahr 2019 rund 21,4 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Europa beigetragen hat. Alles in allem unterstützte jeder direkt von Motorradunternehmen erwirtschaftet Euro des BIP aufgrund verschiedener Folgewirkungen der Ausgaben um weitere 1,80 Euro in anderen Branchen.
Bezogen auf die Steuereinnahmen erwirtschaftete die Branche rund 16,6 Milliarden Euro und wird damit zu einem wichtigen Beitragszahler der öffentlichen Finanzen - insbesondere in den großen Märkten wie Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien.
Europäische Motorradunternehmen exportieren Waren für rund 2,1 Milliarden Euro pro Jahr. Zu den wichtigsten Exportmärkten zählten die USA, die Schweiz, Australien und Japan. Allerdings sind laut der Studie wichtige Märkte mit erheblichem Wachstumspotenzial für europäische Exporteure, also z.B. „China und Thailand sowie Indien mit hohen Importzöllen konfrontiert“.
Zweirad-Mobilität: Zeitersparnis und Umweltschutz
Die Studie untersuchte auch die zusätzlichen Vorteile, die Motorräder für ihre Benutzer und für die Umwelt bieten. So legt ein Szenario nahe, dass, wenn 5 Prozent der Pkw-Pendler in Europa (5,3 Mio.) auf Motorräder oder Roller umsteigen würden, die kumulierte Zeitersparnis 21,2 Millionen Stunden betragen würde.
Oxford Economics stellt auch fest, dass Motorräder aufgrund des geringeren Kraftstoffverbrauchs und der Betriebskosten erhebliche Kosteneinsparungen bieten. Im Durchschnitt kostete das Pendeln mit dem Motorrad (545 Euro) nur gut ein Drittel der Kosten für die Pkw-Nutzung (1.435 Euro) im Jahr.
Die Studie bestätigte, dass Motorräder einen kleineren ökologischen Fußabdruck hinterlassen als Vierräder, wobei die durchschnittlichen motorisierten Zweiräder in der europäischen Fahrzeugflotte etwa 99 g CO2/km ausstoßen, weniger als die Hälfte der 210 g CO2/km, die ein durchschnittliches Auto ausstößt (Benzin und Diesel).
Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Motorrad-Leidenschaft in Europa
Untersucht wurde auch die wirtschaftliche Bedeutung von motorradbezogenen Veranstaltungen, also Motorradsport, Motorradmessen und Veranstaltungen von Herstellern. Insgesamt trugen sie rund 2,1 Milliarden Euro zum europäischen BIP bei und unterstützten etwa 38.400 Arbeitsplätze und 1,2 Milliarden Euro an Steuerzahlungen. Ein großer Teil dieses Business ist lokal und regional organisiert, profitiert aber in starkem Maße von internationalem Tourismus, der von motorradbezogenen Veranstaltungen angezogen wird.
So nahmen 2019 etwa 5 Millionen Zuschauer an großen Motorradsportveranstaltungen teil, allein die MotoGP zog etwa 1,8 Millionen Zuschauer zu 12 europäischen Rennen an. Darüber hinaus besuchten im selben Jahr rund 2,5 Millionen Menschen Motorradmessen und Werbeveranstaltungen der Hersteller.
Die Auswirkungen von COVID-19 auf die Aktivitäten der Motorradhersteller
In einem Anhang zur Studie misst Oxford Economics die Auswirkungen des ersten Jahres der COVID-19-Pandemie auf die Motorradindustrie. Die Motorradproduktion in Europa wurde auf dem Höhepunkt der Pandemie von März bis April 2020 gravierend unterbrochen. Dabei ging die Produktion auf dem gesamten Kontinent erheblich zurück, was weitgehend auf die Auswirkungen nationaler Restriktionen zurückzuführen ist.
Bei den großen Motorradherstellern war die teilweise Unterbrechung der Produktion erheblich, aber die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Handel liefen relativ konstant weiter.
Stefan Pierer, Präsident von ACEM und CEO der KTM AG, resümiert: „Die Forschung von Oxford Economics zeigt, dass der Motorradsektor einen wertvollen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beitrag zu Europas Wirtschaft und Mobilität leistet. Trotz jüngster Herausforderungen wie der Covid-19-Pandemie oder eines schwierigen internationalen Handelsumfelds bleibt unsere Branche stark. Die Motorradindustrie wird auch weiterhin eine positive Rolle in Bezug auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, das Wirtschaftswachstum und die urbane und die Freizeitmobilität spielen.“