Wenn sich am 11. Februar 2016 im Ruhrkongress Bochum mehr als 1.200 Automotivexperten aus zahlreichen Ländern der Erde treffen, dann ist es Zeit für das 16. CAR-Symposium. Die von Professor Dudenhöffer (Universität Duisburg-Essen) geleitete Veranstaltung unter dem Titel „Neue Mobilität – Sicher und ohne Lenkrad?“ stand in diesem Jahr ganz unter dem Zeichen der Vernetztheit von Verkehrssystemen und der Zukunft von teil- oder vollautomatisierten Fahrzeugen.
Zwar spielten motorisierte Zweiräder in den Keynote-Speeches von Mary Barra (CEO, General Motors) und Dr. Dieter Zetsche (CEO, Daimler) keine konkrete Rolle, aber es wird sicher von entscheidender Bedeutung sein, dass unsere Branche Teil dieser rasant in Richtung Connectivity voranschreitenden Entwicklung nicht als Zuschauer erlebt, sondern als integrierter Teil.
Aus diesem Grund besuchte auch der IVM-Hauptgeschäftsführer Reiner Brendicke die Veranstaltung, die in zahlreichen Plenarsitzungen und Infoshops hochinteressante Aspekte auch für die Diskussion in der Zweiradbranche lieferte.
Dass sich in der heutigen Zeit nicht ausschließlich Fahrzeughersteller mit dem Thema beschäftigen wurde schnell klar, wenn Referate aus den Häusern Google, Microsoft und IBM zu Themen von Vernetzung und Datensicherheit intensiv dokumentierten, dass die Fahrzeuge der Zukunft nur dann effizient und sicher gestaltet werden können, wenn branchenübergreifend an Lösungen gearbeitet wird. Ob perspektivisch Google oder die etablierten deutschen Premiumhersteller die Ersten sein werden, die in der Fläche vollautomatisiertes Fahren anbieten, bleibt dabei eher unerheblich, wird doch sicher hier ein Austausch zwischen den Branchen auch von Komponenten stattfinden. In jedem Fall brauchen die Fahrzeuge zahlreiche Sensoren, die inzwischen immer effizienter und preiswerter werden und neue Möglichkeiten z. B. beim Fahrzeugradar und der Fahrzeugumfeldüberwachung liefern. Klar ist den Entwicklern offensichtlich aber auch, dass in der nahen Zukunft automatisiertes Fahren eher im Stadt- und Autobahnbereich möglich sein wird, als in der komplexen Landstraßensituation, bei der noch zahlreiche Fragen zu lösen sein werden.
Der Weg für die Zweiräder wird wohl sicher ebenso für das Pkw-Segment zunächst eher dahin gehen, unter bestimmten Rahmenbedingungen optional Entlastung des Fahrers durch Assistenzsysteme zu ermöglichen oder Gefahrensituationen frühzeitig zu erkennen und damit schnelle Reaktionen und Vermeidungsstrategien entwickeln zu können.
Einer der Referenten nannte das Ziel „Erweiterung der Sinne“, kann doch die Kommunikation von Fahrzeugen mit der Verkehrsumwelt Gefahren deutlich früher antizipieren und damit Unfallrisiken reduzieren. Gerade dieser Faktor ist auch für die Zweiradbranche von erheblicher Bedeutung und aus diesem Grund gibt es ein Memorandum of Understanding auf der Ebene des europäischen Motorradindustrieverbandes ACEM. Dieses beinhaltet das Commitment aller hier zusammengeschlossenen Fahrzeughersteller, bis 2020 mindestens ein Fahrzeug mit einem Cooperative ITS-System auf den Markt zu bringen. Das Agreement ist Teil der umfassenden Verkehrssicherheitsstrategie des Verbandes, die auch vom IVM mitgetragen und umgesetzt wird.
Auch in zukünftigen Verkehrssystemen werden motorisierte Zweiräder eine Rolle spielen und unter anderem bei der Problematik vermeidbarer Verkehre eine wichtige Funktion übernehmen können. In der Diskussion in Bochum wurde herausgestellt, dass gemäß Studien bis zu ca. 30 % des innerstädtischen Verkehrs entsteht, weil Parkplätze gesucht werden. Hier können wir als Zweiradbranche Sofortlösungen anbieten, brauchen unsere Produkte doch wenig Platz im fließenden und ruhenden Verkehr und finden immer eine Lücke selbst im dichtesten Innenstadtbereich.
Dass das CAR-Symposium gleichzeitig auch ein optimales Umfeld für das Knüpfen von Kontakten darstellt, zeigte sich auch in diesem Jahr wieder. Der IVM konnte Gespräche mit einer vom ungarischen Generalkonsulat unterstützten Delegation des Nationalen Handelshauses führen, die Kontakte in die deutsche Zweiradbranche suchte und den IVM als idealen Gesprächspartner identifiziert hatte.
Internationale Impulse für unseren deutschen Markt sind und bleiben hilfreich nicht nur bei Kongressen, sondern auch und gerade in der internationalen Zusammenarbeit auf europäischer und internationaler Ebene, die stets auch zum Arbeitsspektrum des IVM gehört.
In der Abschlussdiskussion waren sich die Manager aus Automobil- und Softwareindustrie einig, dass nur gemeinsame Entwicklungen und die Bildung von Konsortien eine schnelle und effiziente Zukunftsentwicklung ermöglichen und dass derjenige der erfolgreichste sein wird, der den effizientesten Weg der Kombination finden wird.
Das Rennen in die Zukunft ist gestartet und wir als Zweiradbranche beschleunigen mit.