Höhere Grade der Automatisierung stärken die Elektromobilität als Systemlösung und verbessern die Reichweite von Elektrofahrzeugen“, so Michael Meurer, BMW AG, Sprecher des eNova Strategiekreises Elektromobilität auf dem Forum Elektromobilität e.V. am 10. März in Berlin. Das heißt, ein Elektrofahrzeug auf dem Stand der Technik ist bereits heute befähigt, hochautomatisiert zu funktionieren. Und wer einmal in einem normal motorisierten Auto der oberen Mittelklasse, ausgerüstet mit automatisch bremsendem und beschleunigendem Abstandsradar, dynamischer Geschwindigkeitsregelung und Spurhalteassistent unterwegs war, kann sich sehr gut vorstellen, wie nah die Entwicklung dem vollautomatischen Reisen auf Bundesautobahnen gekommen ist.
Wir Motorradfahrer haben immer mal wieder den Drang, die Autofahrer vor uns aufzuwecken. Was bisher als Witzelei daherkam, wird sehr bald Realität – sie werden wirklich schlafen oder lesen oder einen Kaffee zubereiten.
Die Roadmaps der Europäischen Technologieplattformen European Road Transport Research Advisory Council ERTRAC und European Technology Platform on Smart Systems Integration EpoSS propagieren die Einführung automatisierten Fahrens auf der Autobahn bis 2020 und des vollautomatisierten Fahrens bis 2030.
Wenn die am 10. März auf dem Berliner Kongress des Forums Elektromobilität dargestellte Dynamik des Elektromobilitätsmarktes konstant bleibt, ist dies ein realistisches Szenario, denn elektrische Antriebe bedingen rechnergestützte Steuerungen und ermöglichen das hochautomatisierte Fahren (mit beobachtendem Fahrer) und das vollautomatisierte Reisen (ohne oder mit schlafendem Fahrer).
Der Industrie-Verband Motorrad beobachtet die Entwicklung, die sich in der hohen Komplexität des hoch- oder gar vollautomatisierten Fahrens in erster Linie mit dem E-Auto befasst. Für das elektrisch betriebene Zweirad wird es keine fahrerlose Stufe 5 und wohl keine Stufe 3 und 4 (mit Nebentätigkeiten befasster oder schlafender Fahrer) geben. Das heißt aber, dass sich in 5 Jahren zwischen hochautomatisiert dahingleitenden Automobilen analog gesteuerte Motorräder befinden werden. Unsere Bikes werden dann allerdings mit anderen Fahrzeugen kommunizieren müssen – und nicht nur das, sie werden regelrechte Unterhaltungen führen, denn zu unserer Sicherheit werden sie „connected“ sein.
Und genau das wird uns Motorradfahrern in einer immer komplexeren Mobilitäts-Struktur zu Gute kommen. 2009 wurde das BMW Motorradkonzept ‚ConnectedRide’ bekannt. Damit tauschen Motorräder Informationen über Geschwindigkeit, Ort und Fahrtrichtung mit anderen Verkehrsteilnehmern aus, um vor potenziellen Gefahrensituationen zu warnen. In der Realität kann das heißen, dass wir Motorradfahrer die unliebsamen Überraschungen aus Seitenstraßen, Feld- und Forstwegen früh genug erkennen werden. Dass wir vor Straßenschäden und der unausrottbaren Bitumenseuche gewarnt werden. Vielleicht wird Big Brother hier zu Mr. Nice Guy, der einfach einen guten Job macht.
Der nächste Schritt hieße „Car-to-X“. Damit können Autos und Motorräder mit X kommunizieren – und zwar nicht nur mit anderen Autos oder Motorrädern, sondern mit der kompletten Verkehrsinfrastruktur wie Ampeln, Fußgängerüberwegen und Verkehrsmanagementsystemen, die z.B. aus städtischen Verkehrsüberwachungen resultieren. Für den schnellen Kommunikationsaustausch müssen keine neuen Übertragungswege mehr erfunden werden, denn die Datenübermittlung greift auf lokale Netzwerke (W-LAN) und Mobilfunk-Netze zurück. Einzige Voraussetzung für die notwendige Echtzeitkommunikation ist die mobile Telekommunikation mit den immer schneller werdenden Breitband-Übertragungen, die diesen hochwertigen Dienst ermöglicht. Wer den „Turbo“ in der Entwicklung der Breitband-Übertragungen der letzten fünf Jahre verfolgt hat, wird an einer flächendeckenden Bereitstellung bis 2020 bzw. 2030 keinerlei Zweifel hegen.
Trotz aller Big-Brother-Projektionen, die mit automatisch kommunizierenden Systemen in einer nahezu vollständig vernetzten Welt nun einmal einhergehen, wird eine ganz und gar analoge Ausrede (meist uns Motorradfahrern gegenüber) auf der Strecke bleiben: „Entschuldigung, ich habe Sie nicht gesehen.“